23. Februar 2009

Mehr UN-Truppen für DR Kongo gefordert

Die internationale Menschenrechtsorganisation 'Human Rights Watch' (HRW) hat sofortige Maßnahmen zum Schutz der kongolesischen Zivilbevölkerung vor der ugandischen 'Lord's Resistance Army' (LRA) angemahnt. Auch nach den 'Weihnachtsmassakern' im Norden des zentralafrikanischen Landes gehe das Morden weiter.

In einem neuen Bericht beschreibt die HRW das unsägliche Leid, dass die LRA über die Bevölkerung in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) gebracht hat. "Die LRA-Leute sind schnell im Töten. Sie brauchten nur wenig Zeit und sprachen kein Wort. Sie brachten alle 26 um. Ich war geschockt. Ich kannte alle diese Menschen. Sie waren meine Familie, meine Freunde, meine Nachbarn", beschrieb ein 72-jähriger Augenzeuge das Blutbad in Batande, einem Dorf nahe Doruma.

Von Weihnachten bis Januar tötete die LRA mit Macheten, Äxten und Knüppeln mehr als 865 Zivilisten. Mindestens 160 Kinder im Norden des Kongo wurden verschleppt. Die schlimmsten Gewaltorgien ereigneten sich am 24. und 25. Dezember in 160 Kilometer Entfernung von den Regionen Doruma, Duru und Faradje im nordkongolesischen Haut-Uele-Bezirk.

Selbst für LRA-Verhältnisse waren die Massaker extrem brutal. Die Täter warteten ab, bis sich die Menschen in Bantande zum Weihnachtsmahl oder in Faradje zum Weihnachtskonzert zusammenfanden, um diese dann schnell und ohne Worte niederzumetzeln. In Mabando wurden die Einwohner mit lauter Radiomusik zur eigenen Hinrichtung angelockt. In den meisten Fällen wurden die Opfer gefesselt, ausgezogen und erschlagen, Frauen und Mädchen zuvor vergewaltigt.

Nicht nur in der DRC, auch in Teilen des Südsudan ging die LRA mit gleicher Brutalität und den gleichen Waffen gegen Zivilisten vor. Für die Autoren der HRW-Studie deuten die Übereinstimmungen auf eine koordinierte Aktion, die im Rahmen einer einzigen Kommandostruktur angeordnet wurde.

Auch andere Staaten LRA-traumatisiert

Die Weihnachtsmassaker sind Bestandteil einer langjährigen LRA-Taktik. Bevor die Rebellen 2006 in den Kongo kamen, hatten sie bereits eine Blutspur in Uganda und dem Südsudan hinterlassen. War die kongolesische Bevölkerung zunächst verschont worden, ging die LRA im September 2008 erstmals gegen einzelne Gemeinden vor – offenbar weil diese abtrünnigen LRA-Kämpfern zur Flucht verholfen hatten.

Die erste Gewaltwelle und die Weihnachtsmassaker kosteten laut HRW mehr als 1.033 Zivilisten das Leben. 476 Kinder wurden verschleppt. "Sie können sich nicht vorstellen wie es ist, wenn man Ihnen Ihre Tochter nimmt. Es macht mich krank, wenn ich mir vorstelle, was sie mit ihr im Busch anstellen. Ich weiß nicht, ob ich sie jemals wieder sehe oder ob sie überhaupt noch lebt", zitiert der HRW-Bericht die Mutter einer 13-Jährigen, die im September von der LRA verschleppt wurde.

Noch immer erhält die Menschenrechtsorganisation mit Sitz in New York Berichte über Morde und Entführungen, mit denen die LRA die Bevölkerung terrorisiert. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind seit Ende Dezember über 140.000 Menschen aus Angst vor anrückenden LRA-Kämpfern geflohen.

Racheaktionen trifft Bevölkerung

Dem Bericht zufolge ereignen sich die Massaker immer dann, wenn die LRA Zielscheibe von Militäroperationen wurde. Aus diesem Grund appelliert HRW an die Regierungen der DRC, Ugandas und des Südsudan, während ihrer militärischen Einsätze der Sicherheit der Bevölkerung Priorität einzuräumen. Gegebenfalls müssten Truppen eigens für den Schutz der Menschen abgestellt werden.

Darüber hinaus sollen die drei Staaten eng mit der UN-Mission MONUC zusammenarbeiten, um den Schutz der Zivilisten zu gewährleisten, LRA-Geiseln zu befreien und LRA-Kämpfer zur Aufgabe zu bewegen. HWR empfiehlt die Einrichtung von konkreten Treffpunkten für ausstiegswillige Rebellen und geflohene zwangsrekrutierte Kämpfer. LRA-Kriegsverbrecher wie Rebellen Joseph Kony müssten dem Internationalen Strafgerichtshof übergeben werden.

Am 22. Dezember hatte der UN-Sicherheitsrat das Mandat für MONUC um ein weiteres Jahr verlängert und einer Erhöhung der Truppenstärke um 3.000 auf insgesamt 20.000 Blauhelme zugestimmt. Doch bisher lassen die zugesagten UN-Truppen auf sich warten. HRW appelliert deshalb an die Regierungen und regionalen Organisationen, die fehlenden Soldaten bereitzustellen, um den Schutz der Menschen in Haut-Uele gewährleisten zu können. - Karina Böckmann | IPS EUROPA (170209)

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