3. Mai 2009

Costa Rica bekämpft Kindersterblichkeit nachhaltig

San José – In Costa Rica ist die Kindersterblichkeitsrate im letzten Jahr auf ein Rekordtief von statistischen 8,9 Todesfällen pro 1.000 Lebendgeburten gesunken. Damit ist das zentralamerikanische Land auf dem besten Wege, das vierte der insgesamt acht Millenniumsziele (MDGs) zu erreichen, die der weltweiten Armut den Garaus machen sollen.

Aus einer neuen Untersuchung des nationalen Statistikamts geht hervor, dass 2008 in absoluten Zahlen 673 von insgesamt 75.187 Neugeborenen vor Vollendung des ersten Lebensjahrs gestorben sind. In 80 Prozent dieser Fälle trat der Tod in den ersten 28 Tagen nach der Entbindung ein.

Was die Kindersterblichkeit angeht, schneidet Costa Rica regional vergleichsweise gut ab. So belegen Zahlen der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO), dass sie 2007 bei zehn pro 1.000 Lebendgeburten lag, während sie im gleichen Jahr in El Salvador mit 21,5 pro 1.000 zu Buche schlug. In Honduras und Nicaragua lag die Kindersterblichkeit 2006 bei 23 respektive 33 je 1.000 Lebendgeburten.

Innerhalb Lateinamerikas weisen Kuba und Chile im Kampf gegen die Kindersterblichkeit die besten Ergebnisse auf. Dort kommen auf 1.000 Lebendgeburten 4,7 beziehungsweise 5,7 Todesfälle. Regionale Schlusslichter sind Bolivien und Haiti mit einer Kindersterblichkeit von 54 und 57 je 1.000 Lebendgeburten in den Jahren 2003 und 2006. Wie PAHO-Mitarbeiter Roberto del Águila betont, erklärt sich die grundsätzlich rückläufige Kindersterblichkeit aus der Verbesserung der Lebensbedingungen, der Ernährung und der Wasserversorgung. Dies alles sind Faktoren, die bei der Umsetzung der 2000 bei den Vereinten Nationen vereinbarten MDGs eine Rolle spielen.

Die Ziele sehen bis 2015 neben der Reduzierung der Kindersterblichkeit die Halbierung von Armut und Hunger vor, Grundschulbildung für alle, die Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Rolle der Frau, die Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Müttern, die Bekämpfung schwerer Krankheiten wie HIV/Aids und Malaria, die Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit und den Aufbau einer globalen Entwicklungspart-nerschaft zwischen den Ländern des Nordens und Südens.

Gemessen werden die Erfolge an konkreten Indikatoren. Was die Kindersterblichkeit angeht, werden neue Untersuchungsergebnisse mit alten verglichen und etwa die Impfdichten überprüft. Die größten Gefahren für lateinamerikanische Mädchen und Jungen im ersten Lebensjahr sind Infektionen, Durchfall und Unterernäh-rung.

Anders stellt sich die Sache für Costa Rica dar. Dort sind es vor allem Erbkrankheiten, der Erstickungstod und Keuchhusten, die für Tod von Kindern verantwortlich sind. Um die Kindersterblichkeit völlig auszurotten, bedarf es nach Ansicht des PAHO-Länderbeauftragten Carlos Samayoa Investitionen in die medizinisch-technologische Ausstattung. Samayoa zufolge verfügt Costa Rica über ein gutes Gesundheitssystem für schwangere Frauen und Mütter. Mehr als 98 Prozent der costaricanischen Kinder werden in inzwischen in Krankenhäusern geboren, 95 Prozent aller Mütter und Kinder medizinisch versorgt.

Allerdings gibt es eine Bevölkerungsgruppe, die im Vergleich zum Rest der Bevölkerung benachteiligt ist: die Ureinwohner des Landes. Erreicht das nationale Versicherungssystem durchschnittlich 90 Prozent der Bevöl-kerung, so in den indigenen Gebieten nur 70 Prozent.

Ihre Benachteiligung erklärt sich unter anderem aus der hohen Mobilität. Indigene Bauern gehen dorthin, wo es Arbeit geht. Trotz dieser Widrigkeiten ist die Kindersterblichkeitsrate unter Ureinwohnern in den vergangenen Jahren immerhin von 70 auf 25 je 1.000 Lebendgeburten gesunken.

Rückschläge verbucht Costa Rica auf dem Gebiet der Müttersterblichkeit, die in den zurückliegenden zwei Jahren um 85 Prozent auf 25 Todesopfer pro 100.000 Lebendgeburten gestiegen ist. Mit den möglichen Gründen für diesen Rückschritt ist derzeit ein Sonderausschuss befasst. Einige Studien weisen auf einen Zu-sammenhang zwischen der hohen Mütterersterblichkeit und Herzmuskelschwäche hin. - Von Daniel Zueras | Deutsche Bearbeitung: Karina Böckmann (TD160309) | IPS EUROPA gGmbH

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