3. Mai 2009

Süd-Süd-Handel als Chance in der Krise

Kapstadt – Für Afrika und die anderen Weltregionen entwickelt sich der Süd-Süd-Handel zu einer Erfolgsge-schichte. So verzeichnet der Güterhandel zwischen den Entwicklungsländern einen jährlichen Zuwachs von durchschnittlich 12,5 Prozent. Der Vergleichwert für den Nord-Nord-Handel liegt bei sieben Prozent, während der Nord-Süd-Handel ein Plus von 9,8 Prozent verbucht. Trotz der internationalen Wirtschaftskrise macht der Süd-Süd-Güterhandel derzeit sechs Prozent des Welthandels aus.

Diese Zahlen hat Jean-Louis Ekra von der Afrikanischen Export-Import-Bank (Afreximbank), auf der Afrikanischen Handels- und Investitionsjahreskonferenz vorstellt, die kürzlich im südafrikanischen Kapstadt stattfand. Die Länder des Südens wären gut beraten, den vergleichsweise jungen Handelsbeziehungen untereinander einen Schub zu geben, betonte der Präsident der multilateralen Einrichtung mit Sitz in Kairo, die den Handel mit afrikanischen Staaten finanziert und bewirbt.

Besonders robust verhält sch das Wachstum in den Handelsbeziehungen zwischen Afrika und den sogenannten BRIC-Staaten – Brasilien, Russland, Indien und China. Zwischen 1985 und 2007 verzeichnete es einen Zuwachs von 1.170 Prozent. 2007 hatte dieser Handel einen Wert von 256,25 Milliarden US-Dollar und stand für 32,7 Prozent des gesamtafrikanischen Handels.

Der innerafrikanische Handel entwickelt sich langsamer – 1985 erreichte er sieben Prozent, 2008 zehn Prozent. Im östlichen und südöstlichen Asien allerdings steht der interregionale Handel für über 40 Prozent des gesamten Aufkommens.

Schub durch Indien und China

Eine große Schwäche des Süd-Süd-Handels war bis vor kurzem die Konzentration auf mehr oder weniger dieselben Rohstoffe und die daraus resultierende Konkurrenz. Einen großen Schwung erhielten die Handelsbeziehungen unter den Ländern des Südens durch die rasant voranschreitende Industrialisierung in Indien und China und die so gestiegene Nachfrage.

Allerdings werden auch die Länder des Südens die globale Krise stark zu spüren bekommen. Die Weltbank rechnet mit einem Rückgang der asiatischen Exporte in diesem Jahr um über 40 Prozent im Vergleich zu 2007/08. Ekra geht für die afrikanischen Staaten und gerade für die Öl- und Mineralienexporteure unter ihnen von Einbrüchen von über 50 Prozent aus.

Konrad Reuss regionaler Vertreter der internationalen Ratingagentur 'Standard & Poor's' sagte vielen afrikanischen Staaten auf der Konferenz in Kapstadt für dieses Jahr ein Wachstum von rund 3,8 Prozent vorher. In den letzten fünf Jahren lagen die Wachstumszahlen im Schnitt bei zwischen fünf und sechs Prozent. "Es bleibt bei einem noch immer positiven Wachstum", unterstrich Reuss. Dieses könne jedoch unter dem Druck des Bevölkerungswachstums zusammenbrechen.

Niedergang der Rohstoffpreise drückt Wirtschaftswachstum

Auch Avril Stassen von der südafrikanischen Agrarinvestment-Initiative 'Agri-Vie' warnt, der Verfall der Rohstoff-preise werde das Wirtschaftswachstum der afrikanischen Staaten bremsen. Die Investitionen in die Infrastruktur – in Straßen und Schienen, Staudämme und die Agrarindustrie – aber legten noch immer stark zu.

"Die Anleger sind offenbar noch wilder auf Investitionen als im letzten Jahr. 2008 wuchsen die ausländischen Di-rektinvestitionen im Vergleich zu 2007 um 17 Prozent zu und erreichten 62 Milliarden Dollar", betonte Stassen auf der Afrikanischen Handels- und Investitionsjahreskonferenz. Agri-Vie bleibe unter anderem wegen des afri-kanischen Rohstoffreichtums, des kontinuierlichen Kapitalzustroms und der anhaltenden Urbanisierung optimistisch. - Stephanie Nieuwoudt | Deutsche Bearbeitung: Heike Nasdala (TD020409) | IPS EUROPA

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