3. Mai 2009

Tourismus als Wachstumsmotor in Kuba

Havanna – In Zeiten der globalen Wirtschaftskrise setzt Kuba wegen anhaltend steigender Urlauber-zahlen große Hoffnung auf den Tourismus. Die Urlaubsindustrie ist vor allem wegen ihrer Katalysatorwir-kung auf andere Wirtschaftszweige von großer Bedeutung für den karibischen Inselstaat.

Nach Angaben des Tourismusministeriums konnte die Branche in den Monaten Januar und Februar 2009 trotz der internationalen Krise um 5,2 Prozent zulegen. Bereits im letzten Jahr stand Kuba mit 2,3 Millionen Besuchern – ein Zuwachs von 9,3 Prozent im Vergleich zu 2007 – nach zwei Jahren mit Rückläufen auf der Sonnenseite in der Region.

Nach einem Bericht der Karibischen Tourismusorganisation (CTO) über die Jahre 2007 und 2008 mussten elf ihrer 26 Mitglieder im letzten Jahr mit abnehmenden Urlauberzahlen oder einer Stagnation leben. So gingen etwa die Bahamas und Puerto Rico, die normalerweise über eine Million Touristen im Jahr empfangen, mit Buchungseinbrüchen von über zwei Prozent aus 2008. In der Dominikanischen Republik blieben die Zahlen in den letzten beiden Jahren gleich hoch. Jamaika verzeichnete einen Zuwachs von 3,9 Prozent, konnte Kuba damit aber nicht das Wasser reichen.

Gäste aus den USA

Der Karibikstaat erwartet nicht zuletzt neue Besucher aus den USA. Im März hat der US-Kongress grünes Licht für ein Gesetz gegeben, das Kubanern in den USA einmal im Jahr einen Besuch ihrer Familienange-hörigen in der alten Heimat gestattet. Unter der Regierung von Ex-US-Präsident George W. Bush hatten scharfe Reiserestriktionen seit 2004 zu einem Rückgang der Kubaflüge aus den USA von 75 Prozent geführt. Kuba schätzt, dass eine Aufhebung der Verbote im ersten Jahr mindestens eine Million US-Amerikaner nach Kuba bringen wird.

Wie der Wirtschaftsexperte Armando Nova betont, schafft der Tourismus beachtliche Erträge, kurbelt die gesamte Produktionskette an, verbessert die kubanische Wirtschaftsstruktur und fördert die Diversifizierung.

Die letzten 15 Jahre brachten technische Fortschritte für die kubanische Landwirtschaft und einen Auf-schwung für einzelne Gewerbe wie die Aufzugs- und Klimaanlagenbauer, den Kommunikationsbereich und die Baubranche und ihre Zulieferer. Etwa 68 Prozent der Nachfrage aus der Tourismusbranche konnten von Kuba selbst gedeckt werden. Problematisch bleiben rückläufige Investitionen, die Integration der Ur-laubsbranche in das gesamte wirtschaftliche Umfeld und die nötigen Importe.

Vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion setzte Kuba wirtschaftlich in erster Linie auf Zuckerrohr und seine Derivate. Bis 1990 lag die Zahl der auswärtigen Besucher bei knapp 300.000 im Jahr. Seither aber ist Havanna auf der Suche nach Alternativen. Bis 2006 stieg die Zahl der Urlauber auf über zwei Millionen jährlich, und ein Siebtel aller Investitionen kamen dem Tourismus zugute.

Wettbewerbsvorteile ausspielen

In den letzten fünf Jahren profitierte Kuba dennoch vor allem am Export von Fachkräften und Dienstleis-tungen insbesondere im medizinischen Bereich. Nach amtlichen Angaben waren diesen Exporten 2008 Einnahmen in Höhe von 8,4 Milliarden US-Dollar zu verdanken. Das übersteigt die Erträge aus dem Tou-rismus um mehr als das Dreifache.

"Die Ausfuhr von Know-how und Dienstleistungen kann jedoch nicht zum Wirtschaftsmotor werden. Ihr fehlt der Multiplikatoreffekt, der die Urlaubsindustrie auszeichnet", warnt Vidal. Hinzukomme, dass Kuba touristisch gesehen große Wettbewerbsvorteile vorzuweisen habe. Dazu zählten die Qualität der Strände, das Klima, die guten Hygiene- und Gesundheitsbedingungen, die Sicherheit und der kulturelle Reichtum. - Patricia Grogg | Deutsche Bearbeitung: Heike Nasdala (TD080409) | IPS EUROPA

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